oder

Wie ein schüchternes Mäuschen eines Tages als Influencerin aufwacht.

Vor ein paar Jahren habe ich mir noch in die Hosen gemacht, wenn es bei einer Fortbildung eine Vorstellungsrunde gab, und hab das dann meistens mit einem schnellen „Ich-bin-die-Heidi-aus-Brixen“ hinter mich gebracht. Heute habe ich einen Podcast – wenn auch keinen bekannten und kaspere für mein Videotagebuch vor der Kamera herum. Wie ist das passiert?

Kurz nach Erscheinen meines Krimidebüts „Feuertaufe. Lorenz Lovis ermittelt“ wurde ich von meinem Verlag (Servus Verlag) zu einer SocialMedia MasterClass eingeladen. Ziel der Veranstaltung war vermutlich, dass wir Autor*innen erkannten, dass der Verlag keine Chance hat, unser Buch an den Mann/die Frau zu bringen, wenn wir nicht etwas zur Marke Autor beisteuerten. Der Referent dort war vor allem vom Podcast begeistert – seiner Meinung nach: das Medium der Zukunft. Ich nahm diese Botschaft eher gleichgültig auf. Echt jetzt? Wichtiger als Facebook oder Instagram? Aber, na ja, er war der Experte und musste es wissen.

Dann kam Corona … und damit viel Zeit, in der ich zusammen mit Andrea Sommer und Ariana Lambert die internationale Regiogruppe der Mörderischen Schwestern aufzubauen. Wir sammelten Ideen, wie wir bekannter werden könnten und ich brachte den Podcast ins Spiel. „Mach mal“, sagte die Regioleitung und ich machte. Schließlich würde nichts passieren, wenn es daneben gehen würde.

Mein Sohn Benedikt ist begeisterter Podcaster. In seinem Caveman-Podcast (https://www.cave.land/caveman-podcast) hat er schon lange Südtiroler Kulturschaffende zu Gast und als er seinen Podcast im Lockdown online weiterbetrieb, ließ ich mir von ihm zeigen, wie das alles funktionierte und dann versuchte ich es einfach.

Mein Traum ging ein bisschen über das hinaus, was wir bei den Mörderischen Schwestern besprochen hatten. Ich wollte Buchmenschen zusammenbringen, angehenden Autoren und Autorinnen die Möglichkeit geben, ganz viel über die Buchbranche zu erfahren, verschiedene Wege und Herangehensweisen kennenzulernen, zu erfahren, wo sie auf dem Weg zum eigenen Buch Hilfe kriegen können. Und ich wollte den Buchmenschen, mit denen ich befreundet bin, eine Plattform bieten, auf der sie über ihre Bücher, Träume, Angebote sprechen können und so die beiden „Lager“ und die Buchmenschen untereinander vernetzen.

Mein erstes Opfer war Andrea Sommer/Drea Summer, eine Thrillerautorin, die auf Gran Canaria das Blut spritzen lässt. Sie ist mindestens ebenso verrückt wie ich und sie machte einfach mit – auf die Gefahr hin, dass wir uns beide vor aller Welt blamierten. Meine mörderische Schwester Ariane Lambert und meine Verlagsschwester Monika Pfundmeier waren die nächsten, die sich blind und vertrauensselig ins Abenteuer stürzten. Beide kannte ich gut und mir fielen jede Menge Fragen ein, die ich an sie hatte.

Danach gingen mir die Buchmenschen aus, die ich zu dem Podcast einladen konnte. Ich kassierte ein paar Zusagen, die dann wieder zurückgenommen wurden, ein paar Absagen, ein paar vergaßen das Angebot einfach. Ich war kurz versucht, das ganze Projekt abzublasen – schließlich bin ich ja Autorin, nicht Podcasterin – aber irgendwas drängte mich, der österreichischen und bayrischen Regioleitung bei den Mörderischen Schwestern von dem Angebot zu erzählen. Die beiden Damen verbreiteten die Nachricht und plötzlich hatte ich jede Menge Frauen, die Lust hatten, mit mir zu quatschen.

Warum ich das mache?

Ich bin von Natur aus sehr neugierig und wissbegierig. Den Podcast sehe ich als Möglichkeit, wunderbare Autorenkollegen und -kolleginnen kennenzulernen, von ihnen zu lernen, zu hören, was es alles gibt in der Buchbranche und ich staune jedes Mal bei so einem Gespräch, was ich alles nicht weiß. Das ist schon mal fantastisch!

Mir gefällt es, die verschiedenen Welten von Selfpublishing bis Verlag zu erkunden, andere Perspektiven kennenzulernen und meinen Horizont zu erweitern.

Aber vor allem geht es mir um die Vernetzung. Für mich ist der Podcast gelebtes #miteinanderstattgegeneinander, von dem man ja oft in den Sozialen Netzwerken liest. Nur, meine Website unter dem Post eines anderen Autors zu verlinken, finde ich wenig hilfreich, auch wenn es eine schöne Geste ist. Mit dem Podcast kann ich Buchmenschen eine Plattform verschaffen, auf der sie sich präsentieren können, und zwar mit den Themen, die sie loswerden möchten. Dazu recherchiere ich vorher zu meinen Interviewpartnern, versuche ihre Bücher zumindest anzulesen und dann schlage ich die Themen vor, über die wir reden können. Der Vorschlag darf natürlich ergänzt werden. Danach freue ich mich eigentlich nur noch auf ein richtig gutes Gespräch, bei dem ich mich als Zuspielerin verstehe. Ich stelle die Fragen, hake manchmal nach, bin das offene Ohr, das meine Partner brauchen, um beim Erzählen nicht ins Stocken zu kommen und freue mich, wenn ich was Neues lernen. Und das war bisher immer der Fall.

Die Zugriffe auf meinen Podcast zeigen, dass das auch andere so sehen. Jetzt, nach sechs Monaten Podcast „Büchermenschen erzählen“ habe ich bereits über tausend Zugriffe und die Buchmenschen kommen manchmal schon allein auf mich zu.

Ja, und solange es Spaß macht, podcaste ich einfach mal weiter. Ganz unprofessionell, aus Spaß an der Freude und einfach, weil ich es toll finde, wenn wir Buchmenschen zusammenhalten.


Inzwischen hat Heidi Troi ganz viele Buchmenschen zum Interview geladen und sie wird – wie sie uns versprach – auch noch lange damit weitermachen …

Zum Podcast von Heidi Troi geht es hier.